Das Cartell
Das Cartell

© Schneeweiß-Arnoldstein, 2001

Das Couleurstudententum, wie wir es heute kennen, hat seine gemeinsamen Wurzeln im Abwehrkampf gegen die französische Revolution. Die theoretische Grundlage dieses Kampfes gegen „Aufklärung“ und Revolution war die Romantik. Eines der Zentren der Romantik war Wien und eine ihrer zentralen Persönlichkeiten war hier der Priester Clemens-Maria Hofbauer. Ihm, dessen 250. Geburtstag wir heuer am 26. Dezember 2001 feiern, ist diese Broschüre gewidmet.

 

 

Der Heilige Clemens-Maria Hofbauer und sein Kreis

Aus dem Vorwort

Heuer gedenkt das Katholische Österreich der 250jährigen Wiederkehr des Geburtstages des Heiligen Clemens-Maria Hofbauer, des Apostels von Wien und Stadtpatrons von Warschau. Einige Veranstaltungen würdigten die herausragende Persönlichkeit dieses für seine Zeit so ungewöhnlichen Klerikers, der zum verehrten Vorbild, ja Ideal für Generationen ihm nachfolgender Amtsbrüder werden sollte, und der über sein Umfeld, seinen Umkreis, die zahlreichen Kreise, die ihn schließlich umgaben, prägenden Einfluß auf die gesellschaftliche und politische Entwicklung seiner Zeit und weit darüber hinaus nahm. Trotz des wohlwollenden Gedenkens scheinen uns aber wesentliche Aspekte des Wirkens des Heiligen gegenwärtig überhaupt nicht thematisiert zu werden. Gewölk aus Harmlosigkeit umgibt seine kurz aus dem Vergessensein aufgetauchte Gestalt.

Es mag an der Brisanz seines damaligen Agierens liegen, das gegen genau jene Übelstände in Gesellschaft und Kirche gerichtet war, die heute zur allgemein akzeptierten Norm geworden sind. Die überragende Bedeutung dieses Heiligen liegt in der Schaffung der Voraussetzungen für die Rekatholisierung Österreichs nach den traumatischen Verformungen und Brüchen in der geistigen Landschaft Europas, die von ”Aufklärung” und französischer Revolution hervorgerufen worden waren. Und sie liegt in jener Begründung eines neuartigen politischen Ansatzes im Katholizismus, der, auf jesuitischer Erfahrung fußend, sich von Beginn des 19. Jahrhunderts an zu entfalten begann und der die Kirche rund 150 Jahre lang durch alle Krisen hindurch wieder zu machtvoller Stärke führte. Der im 18. Jahrhundert gegründete Orden der Redemptoristen war hier eine der Ausgangsstrukturen Kirchlicher Selbstbehauptung.

Seit der französischen Revolution gleicht die Entwicklung des Menschengeschlechtes der Bewegung auf abschüssiger Bahn, wobei fortgesetzt eine Bremseinrichtung nach der anderen ausgebaut und über Bord geworfen wird. Eine der zentralen Aufgaben, die uns dadurch entstehen, ist die der Verzögerung; wir haben danach zu trachten, die Abwärtsbewegung zum Stillstand zu bringen oder zumindest so weit zu verlangsamen, daß ein Absturz vermieden werden kann. Leben und Wirken des Heiligen Clemens-Maria Hofbauer und die ihn umgebende Romantik stehen am Beginn einer geistig-politischen Entwicklung, die man mit den Begriffen ”Restauration”, ”Katholische Reform”, ”Politischer Katholizismus”, ”Konservativismus”, ”konservativer Widerstand” benennen kann. All diese Begriffe haben ihre Berechtigung und stehen eigentlich synonym für ein Wesentliches: den Versuch, zu bremsen; oder anders formuliert, den Versuch, inmitten einer Zeit galoppierenden Wahnsinns die Voraussetzungen menschlicher Existenz zu bewahren. Die Aufgabe ist gleich geblieben, die des Redemptoristenpaters im Widerspruch gegen aufklärerische Anmaßung zu Ende des 18., die des Konservativen im Widerstand zu Raubbau-Kapitalismus und progressistischer Deformation zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Und wie es uns sein frommes Beispiel lehrt: das Rad der Geschichte kann durchaus zurückgedreht werden. Die Menschheit hat also noch Hoffnung. Heiliger Clemens-Maria Hofbauer, bitte für uns.

Albert Pethö und Matthäus Thun-Hohenstein, beide: Baj./ÖCV