© Schneeweiß-Arnoldstein, 12. Mai 2002
republikanischer Irrläufer — CVV 2002
Bereits 84 Jahre nach Zusammenbruch der Österreichisch-ungarischen Monarchie bekennt sich der ÖCV nun in seinen Satzungen zur Republik.
Im Vorjahr wagte man den Schritt noch nicht, heuer war es dann soweit: Der ÖCV nimmt das Republikanertum in seine Satzungen auf — eine Form der Realsatire, betrachtet man den Diskussionszeitraum.
Eine Realsatire aber auch, wenn man die Bedeutung dieses Beschlusses betrachtet, um die Teile der Verbindungen so eilfertig gepokert haben:
Weder wird sich die wohlwollende Position (nicht nur) e. v. Nibelungia zu S. K. H. Otto von Österreich (Habsburg-Lothringen) ändern, noch wird e. v. Nordgau Wien sein Verhältnis zum Regierenden Fürsten, S. D. Hans-Adam II. von Liechtenstein, abschwächen, beides ex dignitate Dei nicht gerade republikanische Exponenten, noch wird die Kaiserhymne auf den Buden der Wiener Verbindungen verstummen (schon gar nicht zu Mitternacht). Und weiterhin werden ÖCV-Verbindungen Monarchisten und Legitimisten in ihre Reihen aufnehmen, wie sie es schon bisher stets und zahlreich getan haben. Das große Chargiertenchor anläßlich des Trauerkonduktes nach dem Tod von I. K. H. Zita von Österreich sei nur ein diesbezüglicher Hinweis.
Auch wird dies den Feiern zu Ehren des ermordeten Bundeskanzlers Engelbert Dollfuß keinen Abbruch tun, wird sein Portrait in dem von Cbr. Dr. Andreas Khol geführten ÖVP-Parlamentsklub verbleiben.
Und sollte es wieder zur Einführung einer Monarchie kommen — was derzeit wohl unrealistisch, wenngleich wünschenswert wäre —, dann bräuchte der ÖCV wohl nicht so lange, um diesen Fehler wieder zu korrigieren.
Aber eines könnte passieren:
Die Verbindungen, die — weil das Thema realpolitisch unbedeutend — in dieser Frage in Rücksichtnahme stillgehalten haben, werden im Gegenzug beim Protestantenproblem und beim Konfliktthema „Mädchenaufnahme” ein pointierteres Vorgehen verbandsintern einfordern — und erreichen.