„Österreich ist nicht frei!“ findet sich auch ein Jahr später noch am Zeitungskopf der MKV-Zeitschrift (zB „Burschenwacht“, 2. Folge, 5. (14.) Jahrgang, 1. April 1955).
© Schneeweiß-Arnoldstein, 19. September 2002
Mittelschülerkartellverband (MKV)
Zum sozialistisch verordneten „Grundkonsens“, die kommunistische Sowjetarmee habe Österreich befreit
Die offizielle Zeitschrift des Katholischen Mittelschüler-Kartell-Verbandes (MKV), die „Burschenwacht“, somit Vorgängerin des heutigen „Couleur“, brachte in der Ausgabe vom 1. April 1954, S. 14—15, folgenden Beitrag
Während einst die Sowjetarmee als Befreier begrüßt wurde, zeigt sie sich nunmehr als die Macht eines unerbitterlichen Diktators und Träger der Sklaverei. 100.000 junge Österreicher haben ihre Heimat noch nicht frei erlebt. In ihrem Namen protestiert die ÖJB. In ihrem Namen fordert die ÖJB:
1. Volksvertreter von Wien, beschließt die längst fällige Umbenennung von Straßen, Plätzen und Brücken, die an die Demütigung, Unterdrückung, Knechtschaft und Entrechtung unserer Heimat erinnern! Straßennamen sind uns Mahnung historischer Taten und dürfen niemals Zeugen der Schmähung unseres Vaterlandes sein.
2. Volksvertreter Österreichs, verleiht sichtbaren Ausdruck der uns angetanen Fessel und schließt unverzüglich die Ketten in unserem Staatswappen und entfernt aus den Fängen des österreichischen Adlers die Zeichen der Tyrannei: Sichel und Hammer!
3. Österreichische Jugend, Männer und Frauen, folgt dem Beispiel der ÖJB und versetzt die Fahnen Eurer Organisationen mit dem Zeichen der Trauer zum sichtbaren Protest für die uns angetane Demütigung!
4. Österreichische Zeitungsherausgeber, gliedert Euch ein in die Front für die Freiheit! Verseht die Titelseiten Eurer Zeitungen mit der breiten Balkenschrift:Österreich ist nicht frei!
so lange, bis uns endlich Gerechtigkeit widerfährt. Sagt es täglich mit jeder Ausgabe der Welt! Sichtbar und deutlich:
Österreich ist nicht frei!
5. Direktoren des Österreichischen Rundfunks, protestiert mit uns gegen Österreichs Unfreiheit! Sendet in regelmäßigen Abständen während längerer Sendepausen immer wieder den Ruf an die Welt:
Österreich ist nicht frei!
6. Österreichische Bundesregierung! Denke an die Frauen und Kinder, deren Männer und Väter von der Sowjetischen Besatzungsmacht verschleppt sind! Helft ihnen wirksam. Schafft einen Fond, der diesen entrechteten Österreichern ein auskömmliches Dasein gewährleistet! Gebt sie nicht dem Bettel einer öffentlichen Fürsorge preis, weil diese Menschen fremder Gewalt zum Opfer gefallen sind!
7. Österreichische Jugend, Männer und Frauen! Bildet mit der Österreichischen Jugendbewegung die
Freiheitsfront!
Kämpft mit uns, denn Österreich muß wieder frei werden!
Immer davon reden, immer daran denken!
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„Freiheit schreibt auf Eure Fahnen…“
Vorstehenden Aufruf hat die Bundesführung der ÖJB im Anschlusse an die gescheiterte Berliner Konferen erlassen. Der MKV billigt diesen Aufruf und wird soweit als möglich die ÖJB in den Forderungen unterstützen. Im besonderen wird auf den Beschluß der KV hingewiesen, wonach alle Fahnen der MKV-Korporationen bis zum Tage der Erringung der Freiheit unseres Vaterlandes mit einem Trauerflor zu versehen sind. Den Korporationen wird die Einhaltung dieses Beschlusses in Erinnerung gebracht.
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Der neuen Weltlage hat als erste die Landesregierung der Steiermark Rechnung getragen, indem sie für ihren Bereich verfügte, daß in Zukunft jede Feier zum „Gedenken an Österreichs Befreiung“ und jede Beflaggung am sogenannten „Befreiungstag“ zu unterbleiben habe. (Vielleich findet sich noch eine Stelle, die das Richtige verfügt: an diesem Tage die Flaggen halbmast zu setzen. Die Red.)“