Zitate aus: Wolfgang Neugebauer, Peter Schwarz: Die Rolle des Bundes Sozialistischer Akademiker (BSA) bei der gesellschaftlichen Reintegration ehemaliger Nationalsozialisten (Zwischenbericht), Wien: 2003.
© Schneeweiß-Arnoldstein, 15./16. Dezember 2003
Bis zu 70 % National-Sozialisten beim Bund Sozialistischer Akademiker (BSA) — Cartellverband trage Mitschuld daran
Ein neues Meisterwerk hat das DÖW (Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes, Wien) vorgelegt: Durch den durch den Euthanasie-Arzt Gross (ehemaliges BSA- und SPÖ-Mitglied) entstandenen öffentlichen Druck wurde im Auftrag des BSA (sprich auch: B-SA, so Kreisky) von Wolfgang Neugebauer (DÖW) die NAZI-Durchsetzung der SOZI-Organisation untersucht. Mit durchaus zu erwartenden (wenngleich nicht in diesem Ausmaß) Ergebnissen: Der BSA warb nach dem Krieg offensiv um Alt-NAZIs, was auch gut gelang: Bis zu 70 % NAZIs waren unter der geistigen „Elite“-Organisation der Roten zu finden, darunter auch eine Zahl von Burschenschaftern („unter der Voraussetzung in den BSA aufzunehmen, dass ‚diese sich ehrlich zu uns bekennen‘“).
Als Grund gibt Neugebauer an, daß die SPÖ die Führungspositionen nicht so gut wie der Österreichische Cartellverband besetzen konnte, es also eine Art „Machtantritt des CV“ (so Adolf Schärf, dessen bezeichnender inoffizieller Wahlslogan war: „Wer einmal schon für Adolf war, wählt Adolf auch in diesem Jahr“) zu verhinden galt. Der SPÖ seien ihre alten kommunistisch-sozialistischen-jüdischen Führungsschichten durch die Zeit des Ständestaates und die National-Sozialisten abhanden gekommen — weshalb man nun diese nicht wieder zurückzuholen versuchte, sondern sie durch Alt-NAZIs ersetzte.
Zudem hatte sich die SPÖ sich für die Zulassung des VdU, des „Verband der Unabhängigen“ eingesetzt, einer „Art Sammelbewegung der ‚Ehemaligen‘“, SPÖ-Schärf hatte sich um die Zustimmung der Alliierten bemüht. Darüberhinaus finanzierte die SPÖ 1949 dem VdU den Wahlkampf in Oberösterreich.
Bezeichnend auch die Äußerung des SPÖ-Manns Grassinger (Schoeller-Bleckmann): „Wenn die Partei (i. e. SPÖ) ‚Belastete‘ (behübschende Umschreibung der Autoren für: NAZIs — Nationalsozialisten) aufnimmt, kann sie der BSA nicht ablehnen“.
Noch deutlicher: „Hier soll nicht unerwähnt bleiben, dass eine Reihe von BSA-Mitgliedern — darunter auch solche mit einer ‚nationalen‘ (Anm., wohl: nationalsozialistischen) Vergangenheit — Kontakte zum rechtsextremen Milieu aufbaute oder sogar in dieses Lager überwechselte“ (Beispiel: Univ.-Prof. Fritz Heppner: Unterstützung von Dr. Otto Scrinzi [übrigens einstiger Schwiegervater des „Grünen-Ayatollah“ Voggenhuber], Franz Stourac: Vom BSA zum Landessprecher der NDP in Kärnten). Weiters BSA-Präsident Waldbrunner: „Ich bleibe ja ständig bemüht, diesen Verband nicht in die Extreme gehen zu lassen, auch nicht in das Naziextrem, wie es einige (!) unserer Landesorganisationen ja gerne üben.“ (Schreiben Waldbrunner an Schärf vom 6. November 1950) Eine derartige Einbindung der Nationalsozialisten ist nur bei ideologischer Nähe möglich — von Sozialisten zu National-Sozialisten war der Weg offenbar nie allzu weit. Und: „national waren wir Sozialisten immer“, meinte sogar der Parteilinke Nenning.
Kuriosum am Rande: Auch der oberste Antifa-Hüter des sozialistisch-kommunistischen DÖW, Wolfgang Neugebauer, ist familiär nationalsozialistisch vorbelastet: Sein Vater war Funktionsträger bei der Waffen-SS. P.S. Zitate aus: Wolfgang Neugebauer, Peter Schwarz: Die Rolle des Bundes Sozialistischer Akademiker (BSA) bei der gesellschaftlichen Reintegration ehemaliger Nationalsozialisten (Zwischenbericht), Wien: 2003.