Entnommen mit freundlicher Genehmigung durch Dr. Albert v. Pethö, Baj., aus: „DIE WEISSE ROSE“,
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© Schneeweiß-Arnoldstein, 18. und 29. März 2004
Römisch-Katholische Kirche
Eindeutiger konnte die Beurteilung des Filmes von Mel Gibson durch Seine Heiligkeit, Papst Johannes Paul II., nicht ausfallen. Ursprünglich für den Karfreitag 2004 geplant, startet der Film über die Leiden Christi nun bereits am 18. März 2004 — diesmal nicht von Heretikern, sondern von einem bekennenden Katholiken produziert. Am Freitag, 26. März 2004, 20.15 Uhr, Urania-Kino, 1010 Wien: Sondervorführung durch JES-Studenteninitiative und townhall.at zum ermäßigten Preis von 4 Euro (statt 8,60 Euro). Anmeldung unter office@townhall.at
Mel Gibson, Amerikaner, weithin bekannter Filmschauspieler und Hollywood-Millionär, ist tatsächlich und zwar nicht aus den vorgenannten Gründen eine ungewöhnliche, ja offenbar außerordentliche Persönlichkeit. Zunächst ist Gibson, wie man hört, gläubiger Katholik — für die heutigen Verhältnisse im Filmgewerbe schon nicht so alltäglich. Darüber hinaus aber ist Gibson ein Katholik der traditionsorientierten Sorte, also offenbar überzeugt davon, daß der Weg der Moderne für Menschheit und Kirche in problematische Abgründigkeiten führt — diese Haltung muß nicht nur als höchst eigenwillig und skandalträchtig bezeichnet werden, sondern stellt im Zusammenhang gegenwärtiger Verhältnisse gewissermaßen schon ein Hauptvergehen gegen die in der westlichen Welt allgemein zwangsverordnete Progressivgesinnung dar. Drittens ist darauf hinzuweisen, daß dieser Mann nun die ganz unglaubliche Tat beging, ein Thema größter Brisanz ohne Billigung durch die liberale Zensur in einem vom eigenen Geld und ganz nach eigener Regie produzierten Film zu fassen — ein Umstand, der Gibson und seinem Werk eine gigantische und bis jetzt laufende, die Erdteile beiderseits des Atlantiks umfassende Hetzkampagne eintrug. Der Streifen ist nun auch in Österreich in den Kinos, Aufführungsbeginn war der 18. März 2004. Der Film, unter seinem englischen Originaltitel beworben, ist als eines der ganz großen Meisterwerke der Filmgeschichte anzusprechen und befaßt sich mit dem Leidensweg des Heilands vom nächtlichen Gebet und der Todesangst im Garten Gethsemane bis hin zum Kreuzestod. „The Passion of Christ“ (auch „The Passion of the Christ“) — „Die Passion Christi“ ist so außerordentlich und tiefgründig, wie man es von einem Vorhaben dieser Art erhoffen würde; Filmkunst höchsten Niveaus und so unwahrscheinlich, wie der Bekennermut des Regisseur-Produzenten selbst, der für die Verwirklichung des Streifens den Rufmord wie den finanziellen Ruin riskierte.
Der eigentliche Grund für den enormen Haß, den Gibson mit der „Passion“ hervorruft, liegt im Haß einer von Liberalismus, Sozialismus und Atheismus geprägten westlichen Welt gegen das Christentum. Denn der Film trägt die Botschaft von Leiden und Auferstehung des Herrn in einer Zeit erneut und höchst wirkungsvoll unter die Menschen, da das klassische abendländische Bildungsgut, das auch Verständnis und Kenntnis der Formen- und Bildersprache der Christlichen Überlieferung ermöglicht, zunehmend nicht mehr vermittelt wird. Das Desaster des „Religions“-Unterrichtes an unseren Schulen steht hier nur stellvertretend für den allerorten feststellbaren katastrophalen Verfall der Bildung. Und dem wirkt Gibson erfolgreich entgegen; mit einem der Hauptinstrumentarien moderner Propaganda, das zu bedienen die Linke streng für sich reservieren möchte. Daher wurden alle Möglichkeiten ausgeschöpft, einen landesweiten Kino-Boykott in den Usa durchzusetzen und die Aufführung des Films zu verhindern; den Filmtitel zu verhindern; das Publikum vom Besuch abzuschrecken; Gibson und seine Schauspieler persönlich zu beleidigen, medial hinzurichten, als Filmgrößen zu vernichten. Vor Ablehnung triefende Kritiken werden seit rund einem Jahr quer durch Amerika und Europa veröffentlicht, so in den linksstehenden Us-Blättern „New York-Times“ und „Boston Globe“, so in hiesigen Medien von der immer weiter nach links rückenden „Presse“ („Diffamierung“) über, wie könnte es anders sein, den „Standard“ („Der perforierte Jesus“, „Gewaltpornographie“, „satanistisch und sadomasochistisch“) bis hin zur „Ganzen Woche“ („brutal, satanisch“), „Kleinen Zeitung“ und Orf. Beständig werden die gleichen falschen Behauptungen kolportiert: der Film sei „antisemitisch“, der Film sei von „obszöner Brutalität“, der Film sei unhistorisch und abwegig und verfälsche die Evangelien, der Film sei schlecht. Ganz im Gegenteil freilich: der Film ist nicht antisemitisch, der Film ist von beeindruckender Frömmigkeit, der Film ist das historische Geschehen so wirklichkeitsgetreu interpretierend, wie das derzeit wahrscheinlich überhaupt nur möglich ist, der Film reiht sich würdig an die bedeutendsten Werke religiöser Kunst des Christentums. Der Film — erhaben wie eine lateinische Messe — zeigt, „wie es war“, wird Papst Johannes-Paul II. zitiert. Und, man hätte es kaum zu hoffen gewagt, Mel Gibson scheint sich durchgesetzt zu haben: „The Passion“ darf bereits knapp nach dem Anlaufen als überwältigender cineastischer Erfolg gewertet werden; die Hetze dagegen ist in ihren Hauptzielen gescheitert.
Die Anwürfe gegen den Film legen weltanschaulich-gesellschaftspolitische Hauptfronten unserer Gegenwart bloß. Hinter dem Antisemitismus-Vorwurf steht auch die Ablehnung der Person Christi selbst, wie etwa gehässigen Ausführungen hiesiger Gazetten entnehmbar ist, welche den Christusmord als „Polizeimaßnahme gegen einen geständigen Hochverräter“ und als welthistorische „Bagatelle“ bezeichnen. Zugleich möchte man das Christliche Glaubensbekenntnis und am besten auch gleich die Evangelien umschreiben, wie es ja zahlreiche Polemiken der letzten Jahre immer wieder als infame Forderung erhoben haben; die Bibel selbst sei „antisemitisch“, wird mit größter Niedertracht kolportiert; ein hiesiger protestantischer Funktionär faselt etwas von „historisch falschen“ Evangelien. Seriöse Kreise des Judentums freilich scheinen das nicht so zu sehen und verwahren sich gegen durchsichtige ideologisch motivierte Vereinnahmungen durch Lobbies, die sich öffentlichkeitswirksam als authentische Interpreten des Judentums aufspielen. Gewiß: im Zusammenhang mit dem Leid und dem Tod unseres Herrn Jesus Christus kommen zahlreiche und im Film auch dargestellte Juden nicht wirklich gut weg. Historische Realität. Das Wort Gottes selbst bezeugt es uns. Doch wissen wir zu unterscheiden. Gerechterweise kann man zum Beispiel nicht die Greuel der französischen revolution den Franzosen, die Bestialitäten des Bolschewismus den Russen, die Konzentrationslager den Deutschen und den Christusmord den Juden zurechnen. Der Film zeigt das übrigens ebenso deutlich, wie es die Evangelien zeigen: Den Schuldigen am Tod Christi stehen die Gerechten gegenüber, wie es das auch von Gibson zitierte Beispiel des jüdischen Ratsherren Joseph von Arimathäa belegt. Die Wirklichkeit wie der Film sind komplizierter, als es uns die gegenwärtigen Schmutzkampagnen wahrnehmen lassen wollen. (Verallgemeinernd freilich könnte man sagen, daß es seit Kain und Abel die gesamte Menschheit ist, die sich immer wieder mit Mord besudelt, kein Volk ausgenommen).
Interessant ist auch der Vorwurf der „Brutalität“. Der gleiche Zeitgeist, der gar nichts dagegen einzuwenden hat, daß konservierte menschliche Leichname als „Kunstwerke“ ausgestellt werden oder daß Sadistisches und Pornographisches jederzeit auch Volksschülern präsentiert wird, um nur Gängiges aus jüngster Zeit und hierzulande zu nennen, der gleiche Zeitgeist, der mit einem jederzeit flott über die Lippen kommenden „die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar“ die unglaublichsten Dinge öffentlich zumutet, der gleiche Zeitgeist übt sich nun in verlogener Betroffenheit angesichts angeblicher Extrembrutalitäten. Die Optik ist falsch. Der Film ist nicht brutal, der Film vermittelt das Leid (genauer eigentlich etwas vom Leid), welches der Heiland der Sünden der Menschen wegen auf sich genommen hat. Mel Gibson tritt in diesem Zusammenhang in seinem Film auch selbst in Erscheinung, als einer derjenigen, welche die Hand erheben, um Christus ans Kreuz zu schlagen — denn in gewissem Sinne, worauf uns Gibson solcherart hinweist, sind es ja unsere eigenen Sünden, die Christus kreuzigen.
Daß Mel Gibson den Sequenzen aus den aufeinander abgestimmten vier Evangelien da und dort Passagen beigefügt hat, die aus den Visionen über das Leben Christi der wahrscheinlich bald vor der Seligsprechung stehenden deutschen Mystikerin Anna-Katharina Emmerich stammen, verfälscht gar nichts, sondern ergänzt, wo eine Ergänzung der Evangelien vom Regisseur als legitim und filmisch sinnvoll erachtet worden ist. Als einen kühneren Kunstgriff mag man das Erscheinen Satans werten; doch die Evangelien überliefern uns ja seine Zwiesprache mit Christus (Mt 4,1—11); und Christus selbst erwähnt Versuchung und Anfechtung, als er im Garten Gethsemane zu den Jüngern spricht. Die Verwendung der Originalsprachen Aramäisch und Latein bringt kaum Verständnisschwierigkeiten; da und dort zugestandene Untertitel helfen, so man die Handlung nicht ohnehin erkennt oder in den Details dann in der Bibel nachliest. Die Bilder des Filmes sind so dicht, beeindruckend und selbstverständlich, daß man der Sprache eigentlich kaum bedarf.
Dieser Film ist gewiß kein Vergnügen und darf dies auch nicht sein; dieser Film ist allerdings ein „Triumph der Kunst und des Glaubens“ (Kardinal Hoyos), eine Vertiefung eigener Frömmigkeit und Religiosität. Er schärft unseren Sinn für das Mystische, für den tieferen Sinn des Leides, für Opfer und Hingabe, was gerade in Zeiten eines überbordenden und penetranten Materialismus ein sehr notwendiges Gegengewicht darstellt. Er erschließt auf einer neuen Ebene die Botschaft (die letztlich über die Passion hinausweisende frohe Botschaft) der Evangelien — in einer Zeit, in welcher wahrscheinlich die Mehrzahl der Menschen dieses Landes die Messe nicht mehr besucht noch die Bibel zur Hand nimmt. Und er bringt uns, gerade durch die Drastik der Sicht auf die historisch belegte Qual des Kreuzestodes, dem Guten näher, dem wir nachfolgen sollen als dem eigentlichen Ziel unseres Lebens.
Wir empfehlen den Besuch dieses Filmes entschieden; gerade für die Fasten- oder Osterzeit und am besten in der Karwoche.