Leserbrief von Lotte Ingrisch, Stiefmutter des SPÖ-Linksaußen Caspar Einem, in der „Kronenzeitung” vom 10. April 2004, S. 24
© Schneeweiß-Arnoldstein, 13. April 2004
Politik / BUndespräsidentenwahl 2004
Nach Kreiskys Tod ist Franz Fischer der geheime Chef der SPÖ, ein brutal alle Fäden ziehender Marionettenspieler: Ohne ihn wären Dr. Vranitzky, den ich allerdings schätze, sowie Dr. Klima nicht Bundeskanzler und Dr. Gusenbauer nicht Vorsitzender geworden. Fischer entscheidet, und ohne seinen Willen fällt gewissermaßen kein Haar vom Haupt der Partei. Er billigte die Waldheim-Campagne, durch die um eines erhofften parteipolitischen Vorteils willen ein Unschuldiger öffentlich hingerichtet wurde. Erst nach erfolgter Hinrichtung erklärte er im Parlament: ‚Waldheim ist Unrecht geschehen!‘ Nach einer dichten Indizienkette war er es, der nach verlorener Wahl die Österreich-Sanktionen in Stockholm einleitete, die dem Land großen Schaden zufügte. Erst als sie nicht mehr aufrecht zu erhalten waren, sprang er auch auf diesen Zug auf und trat für ihre Beendigung ein.
Im Glashaus der Parteimacht konnte er geschützt intrigieren. Er wusste alles, und ohne ihn geschah nichts. Er trug zwar die Verantwortung, doch übernahm er sie nie. So konnte er in der Öffentlichkeit den Eindruck erwecken, fair und gerecht über den Dingen zu stehen. Dieser Eindruck ist falsch.
Ich weiß, dass ich mir mit diesem Brief schaden werde, und ich bitte Caspar Einem, den ich aufrichtig lieb habe, um Verzeihung. Aber es muss endlich gesagt werden: Heinz Fischer ist Politik ohne Gewissen!
Lotte Ingrisch”