Das Cartell
Ein Hojac der ÖVP

Zu links für die linke ÖSU der Siebzigerjahre, für die ÖVP gerade passend – Wilhelm Kletzmayr alias Wilhelm Molterer, ein Gegner des Cartellverbandes 

 

Da lachte die ÖVP, als bekannt wurde, daß der FPÖ-Abgeordnete Peter Westenthaler einst Hojac hieß. Unverhöhnt blieb allerdings die Umbenennung des Adoptiv-Molterers: Wilhelm Kletzmayr, so hieß Wilhelm Molterer bis zu seinem 14. Lebensjahr, wurde von seinem Onkel Josef Molterer (Politbauer in Sierning in Oberösterreich, ab 1961 in politischen Funktionen, u. a. ÖVP-Gemeinderat, Bundesrat von 1980 bis 1986, anschließend Nationalrat bis 1990) adoptiert, um die Weiterführung des Hofes zu sichern.

Das Versprechen hielt gerade einmal knapp fünf Jahre: Der Adoptiv-Molterer pfiff zwar nicht auf den 56 Hektar großen Hof (heute verpachtet), aber auf die Tätigkeit als Bauer und begann sein Sozialwirtschaftsstudium in Linz. Im September 2008 wird er dennoch in einem Schreiben an den „Standard“ (ja, der mit dem „d“ und nicht dem „t“ am Wortende; siehe Molterer-Taferl beim Dinosauriergespäch im ORF mit Faymann) und dessen Leser seine eigene „Haltung gegen leere Versprechen und für Verläßlichkeit“ anpreisen.

Wendeliesl Gehrers (ÖVP) Bildungsreform hat gegriffen!
(ORF-Dinosauriergespräch Molterer–Faymann, 23. September 2008, ORF2)
  

Für seine spätere politische Laufbahn nützte er wieder die Kontaktrutsche seines Adoptivvaters und hantelte sich über den Bauernbund der ÖVP in die Büros von Vizekanzler Riegler und Landwirtschaftsminister Fischler weiter.

Sein Engagement bei der linken, ÖVP-mitfinanzierten ÖSU (Österreichische Studentenunion) führte den für seine Aversionen gegen den Österreichischen Cartellverband bekannten Aoptiv-Molterer bis zum ÖH-Vorsitz in Linz. Politische Forderungen, dargelegt in einem 30seitigen Positionspapier, wie die Forderung nach einer Gesamtschule, der Abschaffung des Bundesheeres und öffentliche Infragestellung des privatwirtschaftlichen Wirtschaftssystems endeten sogar bei der ÖSU mit dem Ausschluß des Adoptiv-Molterers. Manches daraus klang „fast marxistisch“, so Molterers Weggefährte Ernst Gamsinger, (bezeichnenderweise) heute Redakteur bei der „Linzer Kirchenzeitung“.

Wenig überraschend: Sein ebenso linker Bruder wurde Vorsitzender des Sozialistischen Studentenverbandes in Wien, der stets den Kommunisten näher als der SPÖ war.

1990 erbte der Adoptiv-Molterer ein zweites Mal: Am 4. November 1990 schied sein Adoptiv-Vater aus dem Nationalrat aus, tags darauf wurde der Adoptiv-Molterer Nationalratsabgeordneter. Bei der letzten Nationalratswahl 2006 hat die ÖVP in Molterers Wahlsprengel in Sierning allerdings stattliche 17 % im Vergleich zur Wahl zuvor verloren. Mit Schüssel wiederum teilt er als Klubobmann (seit 2003) die gemeinsamen Wahlniederlagen, so in Eigenregie wohl auch die (veborstehende) von 2008.

Als politisches Vorbild nennt er den linken US-Präsidenten John F. Kennedy: Die Gleichstellung der „Schwarzen“ scheint dem kämpferischen Befürworter des Schwuchtel-Konkubinats ein besonderes Anliegen zu sein …

Im Gespräch mit dem ORF-Journalisten Rafreider (ORF, 22. September 2008) zu Positionen der Katholischen Kirche bekräftigt Molterer seine anti-katholische Haltung: Rafreider: „Nicht ich (sage das), die Kirche.“ Darauf Molterer: „Na entschuldigen Sie, ist das ein Maßstab für mich?“

Quellen:
Homepage des Parlaments in Wien: Eintrag Josef bzw. Wilhelm Molterer
„Die Presse“ vom 20. September 2008, S. 2
der antikatholische „Standard“ vom 20./21. September 2008, S. W4
„Kleine Zeitung“ vom 21. September 2008, S. 5 und 8–9
der linksextreme „Falter“, Nr. 3/2007, vom 17. Jänner 2007
Wilhelm Molterer: Kirche für mich kein Maßstab (Beitrag) und Wie Wilhelm Molterer Bischof Laun und die Kirche verunglimpfte (Videoaufzeichnung), Antwort von Bischof Laun, kath.net vom 23. und 24. September 2008