Das Cartell
Das Cartell
In memoriam S. D. Prinz Dr. Vincenz v. u. z. Liechtenstein

In der Nacht vom 13 auf den 14. Jänner 2008 ist S. D. Prinz Liechtenstein (30. Juli 1950–14. Jänner 2008) unerwartet und viel zu früh im 58. Lebensjahr auf Schloß Waldstein verstorben.

Der Enkel des seliggesprochenen Kaiser Karls I. war zeitlebens politisch aktiv. Bereits in Jugendjahren engagierte er sich in der MBÖ, der „Monarchistischen Bewegung Österreichs“, die später in der Paneuropa-Bewegung aufging.

Der streitbare Katholisch-Konservative gründete 1974 gemeinsam mit Dr. Wulf-Gordian Frh. v. Hauser, Carina Rys und Peter Sassmann (+) die konservative JES („Junge Europäische Studenteninitiative) als ideologische Gegenbewegung zur (großteils marxistisch ausgerichteten) 1968er Revolution an den Universitäten. Die JES war antisozialistisch („Freiheit statt Sozialismus“) und bezeichnete sich bewußt als konservativ und als „christlich, demokratisch, sozial europäisch und konservativ“: Einzig die demokratische Ausrichtung wurde der „monarchistischen“ JES vom politischen Gegner abgesprochen. Die Bejahung der Landesverteidigung und des Schutzes des ungeborenen Lebens waren selbstverständlich.

Bei den ÖH-Wahlen errang die JES bundesweit bis zu 20 % der Stimmen, auf der WU stellte sie mit absoluter Mehrheit durch mehrere Perioden hindurch die ÖH-Exekutive mit der Schwerpunktsetzung auf Studentenservice statt linker Politisiererei. Prinz Liechtenstein blieb des JES stets als inhaltlicher Mentor erhalten.

Von der politische Auswirkung her war die Gründung der JES sein erfolgsreichstes Engagement, das die immer weiter nach links abrutschende ÖVP zunehmend beunruhigte.

Anfang der 1980er Jahre war das Antreten bei der Nationalratswahl als bewußt konservativ-bürgerliche Partei (sprich als Kontrapunkt zur ÖVP) mit Prinz Liechtenstein als Spitzenkanditaten im Rahmen der „Aktion für Österreich“ geplant, scheiterte aber aus persönlichen Gründen (Zerwürfnis mit Piaty). Mit im konservativen Kreise: Dr. Otto Graf Hartig, Ärztekammerpräsident Richard Piaty, der CVer und ehemalige ÖVP-Minister Heinrich Drimmel und Karl Gruber. Prinz Liechtenstein organisierte die Bildung der dafür nötigen Infrastruktur wie Orts- und Landesgruppen.

Nachfolgend übernahm Prinz Liechtenstein die Leitung der Paneuropa-Union.

Der steirische Landeshauptmann Josef Krainer jun. band Prinz Liechtenstein in die ÖVP ein, was seitens seiner konservativen Mitstreiter auf geteiltes Verständnis stieß. Die Leitung der „Steirische Botschaft“ in Wien (1987 bis 2006) brockte ihm als Tanzpartnerin am „Ball der Steirer in Wien“ die spätere Frau LH Waltraud Klasnic ein. 1988 wurde er Bundesrat der ÖVP (bis 2004), danach vertrat der die Interessen der ÖVP im Nationalrat.

Die ÖVP-freundliche Kommentierung der Kandidatur seines Cousins SKH Karl von Habsburg bei der Nationalratswahl 1999 (CSA – Christlich-Soziale Allianz) nach De-facto-Rauswurf bei der ÖVP führte zu innerfamiliären Spannungen.

Der ÖVP gelang es, die politisch-konservativen Aktivitäten einzubremsen. Seine katholische Überzeugung und seine ablehnende Haltung zur Abtreibung blieben als markante Wegpunkte: „Abtreibungskliniken sind Tötungskliniken wie KZ's, Ärzte die abtreiben, sind Mörder, wie auch Frauen, die abtreiben, Mörderinnen sind. Sie gehören bestraft“, soll „der Prinz“ gesagt haben, geifern die Abtreibungsbefürworter. Er sei einer der „ungustiösesten Anti-Abtreibungs-Aktivisten in Österreich“, zitiert kreuz.net eine Abtreibungskämpferin – ein hochzuschätzendes Ehrenzeichen prinzipienfesten Charakters. Die von der steirischen ÖVP betriebene Schwulenförderung bezeichnete er 2005 als „Homo-Irrweg“. In einer von Neoliberalismus und Sozialismus angesteckten ÖVP blieb für einen im Kern Wertkonservativen kein Platz mehr: Prinz Liechtenstein wurde bei der Nationalratswahl 2006 von der ÖVP an unwählbare Stelle gesetzt.

 

Prinz Liechtenstein war Mitglied mehrerer Katholischer Österreichischer Landsmannschaften: Bandphilister und Protector Ferdinandeae Graz (Bild links mit dem Band seines Vaters; Deckel: GSvA), Bandphilister Leopoldinae und Urphilister Josephinae sowie im MKV corporiert.

 

 

Prinz Liechtenstein hinterläßt zwei Töchter, denen unser Mitgefühl gilt.

Die Verabschiedung auf Schloß Waldstein fand am 23. Jänner 2006, das Begräbnis gemäß seinem Wunsche in Vaduz am 26. Jänner 2006 statt. Im Stephansdom  wird am 1. Februar 2008, 18.00 Uhr ein Requiem zelebriert, im Grazer Dom am 2. Februar 2008 um 15.00 Uhr durch Diözesanbischof Kapellari.

 

R. I. P.