Von S. E. Cbr. HSchProf. DDr. Robert Prantner, Am
Ein ganzer Tränenstrom ist es, der da auf Reisen gegangen ist, seit der urdenklichen Vorzeit, die da einmal im Jahr 1945 gewesen ist, als der Verfasser dieser Zeilen als ÖVP-Jugend-Studentlein mitanhören durfte, wie der Julius Raab, der Leopold Figl, der Lois Weinberger und andere Überlebende des NS-Regimes eine vermeintlich mehr oder minder christlich fundierte Nachfolgebewegung der längst entschwundenen Christlichsozialen schaffen wollten. Im Prälatensaal des Wiener Schottenstiftes war es gewesen. Nein, sie schufen keine religiöse Partei, keine kirchliche Zentrumsbewegung wie die Deutschen nach dem Ersten Weltkrieg. Die nächste „Österreichische Volkspartei“ aber fußte auf Katholiken im Glaubens- und Sittenspiegel der beiden christlichen Kirchen. Und so sollte es bleiben, und ihre Kanzler bis hinauf etwa zum Dr. Josef Klaus aus Salzburg oder über den Leopold Kunschak, einem wirklich katholischen Sattlergehilfen aus Wien/Hernals und Ottakring im Parlament.
Nun aber ist es geschehen und es ist passiert, was kein katholischer Wähler für möglich gehalten hätte. Da ist die Ära des Wolfgang Schüssel mit seiner Heimat bei den Benediktinern im steirischen Seckau passé, und in der zwielichtigen neuen Zeit, die sich der Molterer mit dem Gusenbauer aufteilt, da flammt ein Signal auf, daß diese Österreichische Volkspartei pfeift und trällert, ohne Rückblick auf der Kirche Lehre, von der Sünde und von der sittlichen Ordnung und von der christlichen Religion überhaupt: die Frau ÖVP-Bundesministerin, eine Fachärztin für Anästhesie, Dr. med. Andrea Kdolsky verteilt den 13- und 14jährigen „Halbkindern“ in der Schule aus dem Körbchen bunte, lustige Kondome. Präservative zum Überziehen, damit man nicht krank wird, ohne auf das verzichten zu sollen, zu müssen, was ja Lust bringt und lustig ist – was eben Spaß macht. Wie todsicher, wenn es eine Ärztin tut, die noch dazu der ÖVP-Mezzoregierung angehört …
Damit ist mehr als eine Träne auf Reisen gegangen, nein, ein ganzer Tränenstrom, dies sei wiederholt, fließt über den Abwasserkanal einer längst abgestorbenen ÖVP zur Donau hinunter.
Die Verteilerin dieser tränenfeuchten Jammerei aus Gummi, so möge die Kdolsky „Zur Zeit“ kommentieren, pfeift wohl auf das, was ein Andreas Mölzer als „wertkonservativ“ bezeichnet und pflegt. Werte sind der Frau Intensivmedizinerin wohl Unwerte und das „Konservative“, was die Glaubens- und Sittlichkeitssubstanz der christlichen Religion im politischen Leben angeht, dürfte nicht mehr der modernen Rede wert sein. Knapp dreißig Jahre hat dieser Schreiber mit Namen Dr. theol. und Dr. rer. pol. Robert Prantner an der „Politischen Akademie der Österreichischen Volkspartei“ die Grundlagen der christlichen Gestaltung des öffentlichen Lebens als Studienleiter vermitteln dürfen, und der damalige Vorgesetzte und Direktor Dr. Andreas Khol, ein zutiefst katholischer Tiroler Staatsmann, später auch Präsident des österreichischen Nationalrates, hat ihm stets Vertrauen bezüglich der rechten Dosis von Glaubensinhalt und politischer Gestaltungspraxis geschenkt. Freilich, die Frau Ärztin Andrea Kdolsky zählte nicht zu seinen Schülern. Und Präservative zählten auch nicht zu seinen Planspielmaterialien.
Sollte nunmehr ein allzulang Getreuer der Christlichen Demokratie/ÖVP seinen politischen Bekennerglauben zu den Scharen Willi Molterers verloren haben, so gilt es nach jenen Ausschau zu halten, die bereit sind, Treue zum Christ-Sein zu üben. Dann müssen Tränen nicht mehr auf Reisen gehen.