Das Cartell
„Grüße Gott“ und „AKV“

Leserbrief von Cbr. Dr. Albert v. Pethö, Baj., zu ideologischen Positionen in der „Academia“
(Verbandszeitschrift des ÖCV), Heft 3, Juni 2006

Um mit „Grüß Gott“ zu grüßen, haben wir nicht der Empfehlung des ÖCV-Präsidenten und der „Academia“ bedurft; dieser Gruß ist ebenso selbstverständlich, wie der Gruß „Heil Dir“, etwa im Verlauf einer Kneipe. Ich sehe nicht ein, warum ich meinen gewohnten und in ehrwürdiger Tradition stehenden Sprachgebrauch ändern sollte und warum sich der ÖCV in hysterischen Distanzierungen und „politisch korrekten“ Presseaussendungen ergehen muß, nur weil eine totalitär gesonnene Linke Grußformeln auf FPÖ-Parteitagen mit Gesinnungsverbot belegen möchte. Den Kurzartikel zur Grußfrage auf Seite 29 der letzten „Academia“ werte ich als parteipolitisch motivierte Bemühung um Distanzierung und Feindseligkeit im Dienste des derzeitigen VP-Wahlkampfes. Die Formulierung, die FPÖ vollführe eine „Gratwanderung am Rande des politisch Erträglichen“ deutet auf krasse Einseitigkeit (Töne solcher Schärfe werden im heutigen ÖCV gegenüber der Linken kaum je angeschlagen) und widerlegt die Behauptung vom „parteipolitisch ungebundenen Cartellverband“.

Der ÖCV ist de facto nie parteipolitisch ungebunden gewesen, man sollte solche Aussagen daher auch nicht machen. Die parteipolitische Rückbindung an die Christlich-soziale Partei bzw. die ÖVP war über lange Zeit hin auch durchaus richtig, sie ist nur unter den gegenwärtigen Verhältnissen falsch geworden. Die Instrumentalisierung des ÖCV für die grundfalsche Politik der Regierung Schüssel war absehbar, bleibt ärgerlich und wird von mir jedenfalls beeinsprucht.

Mit dem zunehmenden weltanschaulichen Verfall der Volkspartei sind für den Katholisch-Konservativen andere politische Optionen notwendig geworden. Die Deutschtümelei von FP-Funktionären sollte nicht davon ablenken, daß in zentralen Fragen, das Wohl und Gedeihen von Bevölkerung und Vaterland betreffend (und dies gerade vom Katholischen Standpunkt her), von allen wahlwerbenden Parteien derzeit nur mehr die FPÖ akzeptable politische Ansätze vertritt. Entschieden begrüße ich hingegen die Distanzierung der AKV gegenüber jenem progressistisch-aufrührerischen „Pfarrer-Netzwerk“, dessen Unterstützung durch Cartellbrüder die weiter voranschreitende Desintegration des Katholizismus in Österreich traurig belegt.

 

Anm.:
Der Leserbrief wurde von der „Academia“ nicht veröffentlicht